Borkenkäfer

Die aktuelle Situation im Bezirk Lienz

Im Rahmen des Schadereignisses VAIA 2018 in Osttirol fielen rund 670.000 m³ Schadholz an, wobei sich das Schadbild sehr homogen zeigte. Dadurch konnte sowohl Aufarbeitung als auch Abfuhr entsprechend effizient bzw. rasch erfolgen. Insgesamt verblieben somit „nur“ mehr 25 Prozent, also rund 160.000 m³, des Windwurfholzes im Wald. Im November 2019 fielen infolge des Schneebruchereignisses INGMAR erneut große Mengen an Schadholz, dieses Mal im Umfang von 560.000 m³, an.

Im Gegensatz zu VAIA war dieses Ereignis jedoch von einem sehr diffusen Schadensbild geprägt. Dies bedeutete, dass auf einer großen Fläche im gesamten Waldgebiet Osttirols viele kleinräumige Bereiche betroffen waren. Aus diesem Grund gestaltete sich der Aufwand hinsichtlich Aufarbeitung und Logistik des Abtransportes deutlich arbeitsintensiver, was sich auch in der anschließenden Weiterverarbeitung und in der Prozessdauer niederschlug.

Die Covid-19-Krise und die daraus resultierende Reduktion der Aufnahmemengen von Rundholz der umliegenden Sägewerke bedingten eine weitere zeitliche Verzögerung der gesamten Schadholzaufarbeitung. Trotz der widrigen Umstände gelang es auf Basis einer konstruktiven und gut organisierten Zusammenarbeit aller Beteiligten, rund 700.000 Festmeter aufzuarbeiten und abzuliefern.

Die Errichtung des Gemeinschaftsprojektes „Nasslager Ainet“ durch das Land Tirol, die Bezirksforstinspektion Osttirol, die Gemeinde Ainet und die Waldgenossenschaft Iseltal, leistete dafür einen wesentlichen Beitrag. Weiters wurde ein Mitnahmeeffekt von schlechten und nicht schnittfähigen Sortimenten ausgelöst. Die Wirkung des Nasslagers für die Region Osttirol betrug im ersten Nutzungsjahr circa 100.000 m³.
 
Die Hoffnung, die Negativserie mit dem zweiten Schadereignis überstanden zu haben, erwies sich im Winter 2020/2021 als trügerisch. Erneut wurde man mit einem weiteren Schadereignis konfrontiert. Zunächst wurde die infolge der enormen Schneemengen im Raum Osttirol zu erwartende Schadholzmenge mit einem Umfang von 150.000 bis 200.000 m³ angenommen. Diese erhöhte sich nach der Schneeschmelze und dem Sichtbarwerden weiterer Schäden auf über 350.000 m³. Die ungewöhnlichen Niederschlagsmengen führten dazu, dass die Waldwege in den höher gelegenen Bereichen bis Mai/Juni praktisch nicht befahrbar waren. Schneehöhen von teilweise über drei Metern erschwerten die Räumung massiv bzw. verzögerten diese. Somit konnte – im Unterschied zu den beiden ersten Schadholzereignissen – nicht mit einer rechtzeitigen Aufarbeitung begonnen werden. Im Juli 2021 sah man sich deshalb mit einer plötzlichen und großflächigen Vermehrung des Borkenkäfers konfrontiert.

Der Käfer befällt gesunde Bäume und legt Eier unter der Rinde ab. Die Larven fressen sich entlang des Stammes nach dem Schriftmuster eines Buches, woher auch die Bezeichnung „Buchdrucker“ rührt. Dadurch werden die Versorgungsbahnen des Baumes gekappt und bringen diesen zum Absterben. Mit dem menschlichen Auge ist die Verfärbung der Nadeln von grün zunächst zu gelb und dann zu braun erkennbar. Wenn unter einem Baum eine große Anzahl von grünen Nadeln liegt, ist davon auszugehen, dass dieser bereits vom Käfer im Anfangsstadium befallen ist. Auf den nachfolgenden Bildern ist diese Charakteristik deutlich zu erkennen
  
Betroffen von diesem Problem sind im Bezirk Lienz vor allem das Isel- und das Defereggental. Ein Großteil der betroffenen Waldflächen sind Schutzwälder. Eine Begehung durch ExpertInnen der Bezirksforstinspektion Osttirol, des Landes Tirol und des zuständigen Ministeriums ergab, dass sich der Borkenkäfer weiter ausbreitet und sich daraus eine große Gefahr für die Wälder in Osttirol entwickelt.

Viele Häuser liegen unter befallenen bzw. gefährdeten Wäldern, daher besteht Gefahr für Leib und Leben! Für die Früherkennung eines Borkenkäferbefalles wird, in Zusammenarbeit mit der Bezirksforstinspektion Osttirol unter der Leitung von DI (FH) Erich Gollmitzer und den örtlich zuständigen Waldaufsehern, von Seiten der Waldgenossenschaft Iseltal ein neuartiges und innovatives Drohnensystem (siehe Punkt Industriedrohnen-Technik) eingesetzt. 

Ab dem Frühjahr 2022 wurden außerdem sogenannte „Fangbäume“ an den betroffenen Stellen an den Wegrändern vorgelegt. Dies bedeutet, dass frisches Holz geschlägert wird und als Brutstätte für den Borkenkäfer dienen soll. Wenn dieser in den Stämmen eingebohrt hat, müssen diese umgehend und sofort aus den Wäldern abtransportiert werden, da ansonsten ein Befall zusätzlicher Flächen im Umkreis droht, und somit die an und für sich sinnvolle Maßnahme ad absurdum geführt würde.



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